18. Oct 2008

Der Boom ist vorbei – aber Makler beruhigen Privatleute

Preisspiegel zeichnet differenziertes Bild: Vor allem für Renditeimmobilien sieht es jetzt schlechter aus

Ein Ende des Höhenflugs bei den Renditeimmobilien, aber kein Grund zur Panik bei selbstgenutzten Häusern und Wohnungen. Das ist die Essenz des Preisspiegels für das zweite Halbjahr 2008, den der Ring Deutscher Makler jetzt für Berlin und Brandenburg vorgelegt hat. In der Erhebung hat man aus den Daten der Mitglieder die Preise zur Jahresmitte und deren Entwicklung gegenüber den Vorjahren ermittelt.

Was die selbstgenutzten Immobilien angeht, verzeichnet der RDM in vielen Bereichen nahezu keine Veränderung, Hochwertige Neubauvorhaben und freistehende Einfamilienhäuser in begehrten Lagen wurden sogar teurer, zum Teil auch wegen der höheren Selbstkosten der Bauträger. Steffen Schnoor, Mitglied im Bewertungsausschuss der Organisation und selbst als Makler vor allem im Südwesten der Stadt aktiv, sieht in einigen Teilmärkten sogar Preissteigerungen um bis zu fünf Prozent. Allerdings: Gekauft und verkauft wird schon seit letztem Jahr weniger – ein Trend, der sich durch die derzeitige wirtschaftliche Stimmung noch verstärken könnte.

Generell sieht die Organisation angesichts gestiegener Energiepreise die Nebenkosten stärker im Fokus als in den vergangenen Jahren. Hohe Bewirtschaftungskosten machen sich nach den Beobachtungen des RDM zunehmend wertmindernd bemerkbar. In Sachen Anlageimmobilien verwendet der RDM für die Entwicklung das freundliche Wort „Normalisierung“. Sprich: Die ausländischen Investoren, etwa aus dem skandinavischen Raum, die die Preise zum Beispiel für sanierte Mehrfamilienhäuser aus der Gründerzeit in begehrten Lagen nach oben getrieben hatten, sind inzwischen deutlich reservierter als noch vor einigen Monaten – was das Verhältnis von Kaufpreis und zu erwartenden Mieteinnahmen wieder näher an den langjährigen Durchschnitt gerückt hat. Insider hatten gegenüber dem Tagesspiegel sogar von Preisrutschen bis zu 50 Prozent gesprochen – die Datenbasis des Rings Deutscher Makler kann die Auswirkungen der Finanzkrise wegen des für die Erhebung nötigen Vorlaufs allerdings auch nur zum Teil abbilden.

In den Mieten hat sich die Abkühlung jedoch nicht niedergeschlagen. Hier bestimmen weiterhin Angebot und Nachfrage den Preis: Altbautwohnungen sind weiter gesucht und damit bis zu 50 Cent je Quadratmeter teurer als vor einem halben Jahr. Im Neubau-Erstbezug wurde in der Spitze sogar ein Euro mehr verlangt und bezahlt. Keine Unterschiede sieht der RDM in diesem Zusammenhang zwischen West und Ost – miettechnisch scheint die Vereinigung damit vollzogen.

Was weniger gesucht ist, sinkt dagegen im Preis – etwa Eigentumswohnungen im Nachkriegsneubau, die bis zu 100 Euro je Quadratmeter günstiger angeboten wurden. Bauland blieb unverändert, nur in sehr guten Wohnlagen sind laut RDM leichte Preissteigerungen zu verzeichnen.

Was das Umland angeht, sind Orte an der Stadtgrenze wie Stahnsdorf und Kleinmachnow die Stars: Baugrund sei sehr begehrt und kaum noch zu den aktuellen Bodenrichtwerten zu bekommen, so der Maklerverband. Was Potsdam angeht, allerdings leichte Entwarnung: Zwar sind die Preise für Neubauwohnungen und Einfamilienhäuser seit der letzten Erhebung erneut um fünf Prozent gestiegen. Doch, so die Makler: „Die Preise haben sich nicht so drastisch erhöht wie allgemein propagiert.“ Baugrundstücke in der brandenburgischen Landeshauptstadt sieht man bei um die 400 Euro je Quadratmeter und damit am Ende der Preisentwicklung angekommen. Für alle anderen Kaufimmobilien in Potsdam werde sich die Tendenz im nächsten Halbjahr fortsetzen. Tsp

Der RDM-Preisspiegel II/2008 ist zum Preis von 20 Euro bestellbar unter Telefon 030-213 20 89 oder per Mail unter info@rdm-berlin-brandenburg.de

Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 18.10.2008