09. May 2009

Berliner Immobilien trotzen der Krise

Trotz Wirtschaftskrise sind die Verkaufspreise für selbstgenutzte Immobilien und Baugrundstücke in Berlin und Brandenburg "seit einem Jahr überwiegend unverändert und stabil" geblieben. Zu dieser Erkenntnis kommt der Landesverband Berlin Brandenburg des Rings deutscher Makler (RDM) in seinem gerade erschienenen neuen Preisspiegel fürs erste Halbjahr 2009.

Berliner und Brandenburger Immobilien in guter Lage mit hochwertiger Ausstattung seien auch in unruhigen Zeiten weiterhin sehr gefragt. Das aber heißt nicht, dass die Preise steigen: "Preissteigerungen, insbesondere bei Neubauvorhaben und freistehenden Einfamilienhäusern, seien im letzten Halbjahr nicht mehr zu verzeichnen", stellt der Maklerverband fest.

Wo der Markt auch seine Grenzen hat, ist der Bereich der "Luxusimmobilien". Die Nachfrage nach solchen Objekten habe sich beruhigt, so dass einige exklusive Projekte bereits in der Planungs- oder Bauphase gestoppt worden seien. "Ein Marktbereinigungsprozess ist voll im Gange", berichtet dazu der Vorsitzende des RDM-Bewertungsausschusses, Eugen Schnoor.

Die Mieten für Wohnimmobilien sind laut RDM von der Finanzkrise weniger betroffen: Der Mietzins bei exklusiven Kaiserzeit-Altbauten habe abermals einen Anstieg zu verzeichnen. Doch sonst seien nennenswerte Mietsteigerungen der Nettokaltmiete im Gebäudebestand derzeit nicht zu erwarten - vor allem weil die Nebenkosten zuletzt so sehr gestiegen sind, dass Vermieter höhere Kaltmieten nicht durchsetzen können. Im Investmentbereich -also bei Mietshäusern und großen Wohnungspaketen - wirkt sich laut RDM die internationale Finanzkrise bereits seit Ende 2007 auf den Berlin und Brandenburger Immobilienmarkt aus. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern liegen wegen der erneut gefallenen Preise meist weit voneinander entfernt, "Angebot und Nachfrage treffen kaum noch aufeinander". Und das heißt: Es gibt kaum Kaufabschlüsse. Hier zeige sich auch, dass bei den Investoren oft wenig Eigenkapital vorhanden ist und dass die Banken bei der Kreditvergabe sich sehr restriktiv verhalten. Der Markt für Gewerbeobjekte sei wegen dieser Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung fast zum Erliegen gekommen.

Unsichere Zukunftsperspektive


Bei der Zukunftsperspektive halten es die RDM-Bewertungsexperten wie viele Wirtschaftsmanager: Wegen der ungewissen wirtschaftlichen Lage sei es schwierig, weitreichende Aussagen zur Entwicklung des Immobilienmarkts im weiteren Verlauf von 2009 zu treffen. Es komme darauf an, ob die Menschen "nach einer Phase des Abwartens wieder vermehrt auf die wertstabile, risikoarme Immobilie als Altersvorsorge setzen".

Dass die Entwicklung in Berlin bisher in der Krise so relativ gut verlaufen ist, liege auch daran, dass die Banken für eigengenutzte Immobilien weiterhin Kredite vergeben, denn die Immobilie erweise sich in wirtschaftlichen Krisenzeiten als gute Altersvorsorge. Doch umgekehrt gesehen kann man nicht so weit gehen und von einer "Flucht" des Kapitals in die Immobilie als Sachwert sprechen, "denn auch in diesem Markt herrsche eine starke Verunsicherung und Zurückhaltung", meint RDM-Vorstandsmitglied Steffen Schnoor. Das merkten die Berliner und Brandenburger Makler daran, dass die durchschnittliche "Vermarktungsdauer" gestiegen ist - es also länger dauert, Immobilien zu marktgerechten Preisen zu vermitteln und zu verkaufen.

tr

© Berliner Morgenpost Online